Geschichte



1550-1600
geschätzte Erbauungszeit der Mühle

10. Dezember 1759
die Erben der Freiherrn von Wentz verkaufen ihre Güter, darunter auch die Ölmühle für 12000 Gulden an Freiherrn (ab 1790 Grafen) Ludwig Wilhelm Joseph von Boos- Waldeck (noch 1843 wird in einer veröffentlichten statistischen Übersicht des Regierungsbezirks Koblenz die Mühle als „Wenzemühle“ bezeichnet)

1806-1813
Umbau zur Tabaksmühle

19. Juli 1812
Graf Ludwig von Boos-Waldeck setzt seinen Sohn Clemens Wenzeslaus (1773 - 1842) zu seinem Universalerben ein, er wird damit auch Eigentümer der Mühle

1816
Graf Clemens Wenzeslaus lässt die Ölmühle zu einer Kornmahlmühle umbauen (das Bauholz entnimmt er zu stark verbilligten Preisen dem Sayner Gemeindewald, aus dem ihm als Burgmann jährlich 12 Klafter trierischen Maßes - ca. 40 Kubikmeter zustehen)

1817
Clemens Wenzeslaus von Boos-Waldeck verzeichnet, daß die Mühle „schon seit unbedenklichen Zeiten bestehe“ (ein genaues Erbauungsdatum ist nicht bekannt); er spricht in diesem Jahr von der „Sayner Mühle“, durch den Umbau setzt sich aber der Begriff „Neumühle“ immer mehr durch

Oktober 1817
die Pächter der preußischen Staatsmühlen von Rommersdorf erheben Einspruch gegen die Boos’sche Kornmühle. In Sayn unterstützt die Witwe Carl Hummerich den Einspruch, die als Pächterin der 1815 in den Besitz der preußischen Domänenkammer gelangten Brückenmühle (Wolfsmühle; heute Wohngebiet Brückenstraße Sayn; Ergänzung 2002) finanzielle Einbußen auf sich zukommen sieht. „Die Mühle des Grafen Boos habe von uralten Zeiten her nur die Berechtigung zum Ölschlagen, niemals aber zum Kornmahlen besessen“. Graf Boos äußert sich einige Tage später: „Die Mühle war seit unbedenklichen Zeiten eine freie reichsritterschaftliche Besitzung, die an die gräfliche Familie von Boos übergegangen ist. Im übrigen wird und kann ganz Sayn bezeugen, daß sie früher eine Tabaksmühle gewesen, zu deren Umbau auch keine Genehmigung erforderlich gewesen sei.“ Die Klage wird abgewiesen, aber die Steuerfreiheit wird aufgehoben. Wasserlaufzins und Mahlsteuer werden erhoben.

1828
Graf Clemens Wenzeslaus übergibt seine Besitzungen an seinen gleichnamigen Sohn Clemens Wenzeslaus (1797-1865; 1830-1857 Landrat des Kreises Koblenz).

um 1833
vermutlich pachtet Wilhelm Motzler die Neumühle

1848
Ludwig Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (1799-1866) erwirbt das Rittergut Sayn einschließlich der Neumühle für 125000 Taler; Johann Meurer ist zu dieser Zeit Pächter (er pachtete bereits 1821 die Rothe Mühle, auf der er bis zu Neuverpachtung an Franz Hartmann 1833 tätig ist. Etwa 1846 wechselt er zu Neumühle, die er zu Beginn des Jahres 1854 wieder verlässt

24. März 1855
der fürstliche Generalverwalter Friedrich Schmitz und Peter Froraht unterzeichnen vor dem Neuwieder Notar Colonius einen Kaufvertrag, wonach die Neumühle mit Nebengebäuden, bestehend aus einer Scheune, einen Stall und einem Wohnhaus nebst Zubehör für 4000 Taler an Peter Frorath übergeht. Nach der ersten Ratenzahlung in Höhe von 2000 Talern geht die Mühle am 1.Juli 1855 in seinen Besitz über. Frorath (geb. am 02.12.1815 in Hammerstein) war zunächst Verwalter der Rothen Mühle, die sich seit 1832 im Besitz der Gebrüder Lossen, Concordiahütte, befindet. Er stirbt am 4. Januar im Hochwasser und wird bei Bonn gefunden. Die Frorath’sche Erbengemeinschaft wird Eigentümer der Mühle.

10. Juni 1891
die Neumühle wird für 12600 Mark an den Müller Jacob Hölzgen aus Großholbach und seine aus Sayn stammende Frau Catharina, geb. Nett, verkauft. Hölzgen ist schon vorher unter Frorath auf der Mühle tätig

01. Januar 1898
wahrscheinlich Übergabedatum der Mühle an die Eheleute Hein aus dem schlesischen Seifrodau, die einen Kredit in Höhe von 6000 Mark von Grubendirektor a.D. Peter Frorath erhalten

13. April 1898
die Landesbank der Rheinprovinz gewährt den Eheleuten Paul Hein und Elisabeth, geb. Sautmann, ein Darlehen von 10000 Mark, zum Umbau des Mühlenkomplexes und zur Modernisierung der Mahlanlage. In diesem Zug wird der Mühlenbau mit Schwemmsteinen aufgestockt um ein Stockwerk. Auf dem ehemaligen Mühlengarten wird ein Wohnhaus mit einer Backstube angebaut. Für das Erdgeschoss wird ein Vor- und Antriebsgelege der Firma Ferdinand Kraus aus Neuss geliefert, den Walzenstuhl im ersten Stock liefert die Maschinenfabrik Geislingen aus Würrtemberg. Im zweiten Stock wird eine Sichtmaschine der Mühlenbauanstalt Bückling & Baum aus Bockenheim (Frankfurt) eingebaut. Das hölzerne Mühlrad wird gegen ein eisernes, oberschlächtiges Wasserrad mit einem Durchmesser von ca. 380 cm ausgetauscht (140 cm breit mit 48 Schaufeln). Der bisher offen durch den Hof und den Fahrweg vor der Mühle verlaufenden Mühlgraben wird nun unterirdisch in ein Gewölbe verlegt und endet im Brexbach.

Frühjahr 1919
an der Westseite des Wohn- und Backhaus wird ein Anbau vorgenommen, der 1924 aufgestockt wird

ca. 1924
Hein leitetet nur noch die Mühle. Seine Bäckerei verpachtet er an den Bäcker Peter Geisbüsch. Er kommt aus Roes im Kreis Cochem. Hein verstirbt am 27.Mai 1935. Der Wellenbaum wird ausgetauscht

1935
Anton Paul Hein erhält Antwort auf seine Anfrage bei der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft. Er hatte geschrieben, daß die hinter der Mühle befindliche Stützmauer auf einer Breite von zirka drei Metern eingestürzt sei aufgrund der Erschütterungen des Eisenbahnbetriebes. Die Reichsbahn lehnt aber eine Übernahme des Schadens ab, die Mauer gehöre nicht in dessen Eigentum und sei auch nicht von der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft errichtet worden. Da man vermutet, daß die Mühle von einem früheren Müller errichtet worden sei, müsse Hein für den Wiederaufbau und die Unterhaltung aufkommen.

Ende 1958
der Mahlbetrieb wird weitestgehend eingestellt, das Müllerbuch verzeichnet den letzten Mahlgang am 11.April 1961. Zu diesem Zeitpunkt hat die Witwe Elisabeth Hein die Mühle an ihre Kinder Maria Marx und Dr. Paul Hein übergeben.

April 1964
die Mühle wird von den Eheleuten Werner und Käthelies Geisbüsch gekauft

Ende 1982
Werner Geisbüsch stellt ein Abrißgesuch an die Stadt Bendorf

03. März 1983
die Untere Denkmalschutzbehörde der Kreisverwaltung Mayen-Koblenz stellt die Mühle zunächst für sechs Monate, dann endgültig unter Denkmalschutz

03. Januar 1985
Werner Geisbüsch verstirbt 51-jährig (Freitod durch Erschießen)

1984
eine Fußgruppe im Sayner Karneval startet eine Persiflage auf die Heins Mühle und verteilt „Sanierungsaktien“

03. Dezember 1984
öffentliche Zwangsversteigerung des Gesamtkomplex, Werner Kleudgen, 21jähriger Bäckermeister aus Nauort, ersteigert den Komplex, sieht sich aber außerstande, die Mühle zu renovieren. Am 03.Februar 1985 eröffnet er das „Burgcafé“

22. Juli 1986
die Stadt kauft die Mühle, die nun einer musealen Nutzung zugeführt werden soll

März 1987
Fritz Bode und Fritz Pösch aus dem Kreis der Vereinigung der „Sayner Heimatfreunde“ haben die Idee, die Mühle wieder gangbar zu machen und bieten der Stadt unentgeltlich ihre Hilfe an

1987
die drei „Sayner Mühlenmänner“ sind Fritz Bode (63), Franz Lenßen (69) - er hat rund zehn Jahre als Müllerbursche in der Heins Mühle gearbeitet - und Emil Holler (68) - Schlossermeister -; sie setzen sich unermüdlich für den Aufbau der Mühle ein, damit die „Kinder Mühlen nicht nur noch aus Büchern kennen lernen“

August 1987
der alte Wellbaum wird ausgebaut und im September 1987 ersetzt

29. Oktober 1987
der „Förderkreis Heins Mühle“ wird mit 14 Mitbürgerinnen und Mitbürgern im Burgcafé Kleudgen, Sayn, gegründet, Vorsitzender wird der Urenkel des Müllers Paul Hein, Dr. Michael Marx (+ 2001)

26. August 1988
Eröffnung als Mühlenmuseum, die Anlage ist komplett funktionstüchtig (vom 26.08.-31.10.1988 besuchen 1517 offiziell geführte Personen die Mühle)

1989
offizielle Führungen vom 16.04.-Ende der Saison: 3500 Besucher und fast 4000 DM Spenden

08. Mai 1990
Verleihung des Wappentellers des Landes Rheinland-Pfalz durch Regierungspräsident Dr. Theo Zwanziger an Fritz Bode, Franz Lenßen und Emil Holler

August 1990
der Hang, der bis an die Mühlenrückwand reichte, wird abgetragen, die Mühle steht frei und kann austrocknen; unter Anleitung von Emil Holler werden die Wasserschaufeln des Mühlrades erneuert

Mai 1994
der Mühlgraben wird ausgebaggert und befestigt

Juni 1995
Alexandra Kopatz veröffentlicht „MEIN MÜHLENBUCH“, entstanden aus Forschungen für Ihre Examensarbeit, als Kinderbuch

29. November 1995
die drei Mühlenmänner (Fritz Bode, Emil Holler und Franz Lenßen) erhalten den Kulturpreis der Stadt Bendorf für ihre Bemühungen zum Wiederaufbau der Hein's Mühle


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© Heimatarchiv Sayn Peter Siebenmorgen www.heimatarchiv-sayn.de unter Verwendung einer technischen Erläuterung von Fritz Bode und einer historischen Abhandlung von Hans-Peter Kleber


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