Schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts tauchten die ersten Sichtmaschinen auf. Diese Spezialmaschinen haben die Aufgabe, mit Hilfe eines Siebes die zermahlenen Mehlkörper von der Kleie zu trennen. Der Hauptsichter trennt dann noch die feinen Kleieteile und Griese vom Mehl. Es gibt ein-, zwei- oder vierzylindrige Maschinen. Die Sichtmaschine löste die alten, viele Jahrzehnte gebräuchlichen Beutelkästen ab. Dies war ein bedeutender Fortschritt in der Entwicklung der Mehl-Sichtung.
In unserer derzeitigen Mühlentechnik hat er für die Hauptsichtung jegliche Bedeutung verloren und ist nur noch in veralteten Betrieben vorhanden. Die Sichtmaschine in der Hein‘s Mühle wurde von der Mühlenbauanstalt Bückling & Baum aus Bockenheim/Frankfurt gebaut. Sie besteht aus einer langsam laufenden Haspel mit auswechselbarem Siebrahmen und einem darin drehbar angeordneten Schlägerwerk, welches in der gleichen Richtung, jedoch mit 8 bis 10facher Tourenzahl läuft. Die Förderung des Sichtgutes erfolgt durch Schläger, welche einen Neigungswinkel von 25-35 Grad aufweisen. Der Antrieb erfolgt über eine auf der Welle sitzende Riemenscheibe mit Treibriemen. Vom Einlauf aus fällt das Sichtgut auf die Bespannung, wird von derselben und den Leisten durch Reibung mitgenommen, bis es aus einer gewissen Höhe wieder auf die Gaze zurückfällt. Beim Auftreffen fallen die feinen Teile durch die Sieböffnungen und was nicht hin durchfällt, wird erneut hochgehoben, bis die groben Abstöße in den Auslauf gelangen. Damit das Gut vom Ein- zum Auslauf befördert wird, erhält der Haspel eine Neigung von 7-10%. Hier werden also Mehl und Kleie voneinander getrennt, also von den zerriebenen Schalen des Mahlgutes getrennt. Das gesichtete Mehl gelangt durch den Haupttrichter zur Abfüllung. Diesen Sichter nennt man auch Zentrifugalsichtmaschine, der Zylinder, der mit feiner Seidengaze bespannt ist, läuft in der gleichen Richtung wie das Flügelwerk. Es läuft mit einem Durchmesser von 66 cm 250 Mal pro Minute, der Zylinder dagegen 30 Mal in der Minute.